Die folgende Darstellung stellt in aller Kürze und auf einem ganz grundlegenden Niveau mögliche Einsatzformen von digitalen Tools (taskcards.de) im Griechischunterricht vor (wobei sie in aller Regel auch für den Lateinunterricht geeignet sind).1 Diese können in kooperativen Unterrichtssettings genutzt werden, bieten sich grundsätzlich aber auch für individuelles Arbeiten an und können nicht zuletzt auch in Phasen des Distanz- oder Wechselunterrichts eingesetzt werden.
Für die kooperative Arbeit nutzbar sind die hier vorgestellten Webseiten und Tools insoweit, als die Arbeit an spezifischen Produkten oder mit Aufgaben und Herausforderungen gemeinsam, d. h. im Austausch von Ideen und im gegenseitigen Einbringen von Kompetenzen, stattfindet. Der Lernort kann in der Schule oder zu Hause liegen, die Arbeit kann synchron, zum Teil aber auch asynchron erfolgen. Geeignet sind die hier vorgestellten digitalen Tools in der Unterrichtsarbeit im Präsenzunterricht, aber auch für komplexere Arbeitsphasen und projektartiges Arbeiten. Die Schülerinnen und Schüler profitieren von kollaborativen Settings, weil sie eigene Positionen und Ideen strukturieren und kommunizieren, diese aber in einem gemeinsamen Arbeitsprozess wiederum reflektieren und überdenken müssen; die Vorschläge und Ideen von Gruppenmitgliedern müssen geprüft und überdacht werden, am Ende muss nach Absprachen ein gemeinsames Gruppenergebnis erstellt werden.2 Die hier vorgestellten digitalen Tools erleichtern entsprechende Arbeitsformen bzw. schaffen Möglichkeiten, die klassische Formen (insbesondere in Distanzsituationen) nicht leisten können.3
Grundlagen: Digitale Nachschlagewerke und virtuelle Keyboards
Sowohl den Gemoll als auch den Liddle-Scott-Jones (LSJ) kann man in den Online-Versionen im Unterricht einsetzen. Die digitalisierte Version des Gemoll ist unproblematisch zu verwenden und kann bereits in der Sek I genutzt werden.4 Im Gebrauch deutlich komplexer und eher für Oberstufenkurse ist die Nutzung des LSJ: Dieser ist über die Perseus Digital Library verfügbar. Das Wörterbuch liegt nur auf Englisch vor, weiterhin sind die Einträge in ihrem Aufbau komplex und müssen besprochen und hinsichtlich ihrer Handhabung erklärt werden.5
Mit Perseus kann man nicht allein die Bedeutung von Wörtern nachschlagen; vielmehr liefert die Webseite zu eingegebenen Formen auch direkt eine Analyse.6 Auch diese ist für die Schülerinnen und Schüler sicher nicht sofort verständlich, da sie auf Englisch ist und z.B. auch dialektale Sonderheiten aufgeführt werden. Nach einer Einführung kann sich die Nutzung dieses Tools aber durchaus auch durch Schülerinnen und Schüler als geeignet erweisen, um Texte damit z. B. vorzuerschließen, Textarbeit vorzubereiten oder um mögliche Nachfragen zu klären.
Eine besondere Schwierigkeit für den Griechischunterricht stellt die Eingabe von griechischen Buchstaben und Sonderzeichen dar. Sicher darf die Umstellung der Tastatur über das Betriebssystem als der effektivste Weg gelten.7 Dies ist jedoch gerade bei Schulrechnern oder Tablets aufgrund von fehlenden Rechten nicht immer möglich oder machbar, weswegen auf virtuelle
Tastaturen zurückgegriffen werden kann. Die französische Webseite Lexilogos bietet zum Beispiel alle Buchstaben mit Diakritika:8 Diese können nach der Eingabe über die Webseite herauskopiert werden und sind in anderen Dokumenten, Webseiten oder Tools nutzbar (Unicode). Weniger umfangreiche Alternativen zu Lexilogos lassen sich leicht finden – hier fehlen allerdings vielfach die Sonderzeichen.
Digitale Arbeitsblätter und Formenbestimmung
Mit der Webseite hellenike.de ist es möglich, griechische Originaltexte als digitale Arbeitsblätter bzw. digitale Lesebücher aufzuarbeiten und den Schülerinnen und Schülern digital zur Verfügung zu stellen. Teil der noch im Aufbau befindlichen Seite ist dabei ein Vokabeltrainer sowie ein Tool zur Bestimmung griechischer Formen.9
Die Seite zeigt schon jetzt großes Potenzial in der Nutzung gerade mit und für digitale Endgeräte: Die grundsätzlich kostenfreie Webseite bietet dazu für Lehrkräfte den Zugriff auf eine Bibliothek griechischer Originaltexte. Diese können als Arbeitsblätter aufgearbeitet werden, indem Anmerkungen, Hilfen oder Musterübersetzungen eingefügt werden. Möglich ist es weiterhin, Grammatik- und Wortschatzübungen für die Textstellen einzubauen: Zu jedem Text können so zuvor die Vokabeln der Textstelle oder bestimmte sprachliche Schwierigkeiten direkt über digitale Übungsformate wiederholt und gefestigt werden.
Für die Schülerinnen und Schüler kann das Material dann online über die Seite zur Verfügung gestellt werden: Diese können dort auf die Angaben und Hilfen zurückgreifen und die Übersetzung des Textes direkt im Dokument festhalten und speichern. Auch ein Ausdruck des Materials als pdf ist möglich. In der Bearbeitung des Textes können die Hilfen ebenso wie eine Musterübersetzung nach Bedarf oder zum Vergleich dazugeschaltet werden, so dass sich hier auch aus binnendifferenzierter Perspektive breite Einsatzmöglichkeiten ergeben.
Sehr nützlich erscheint erstens, dass aus den gelernten bzw. den zu lernenden Vokabeln ein Grundwortschatz erstellt werden kann, der ebenfalls anhand digitaler Übungen auf der Seite direkt eingeübt werden kann. Zweitens gibt es die Möglichkeit, griechische Formen direkt auf der Seite zu bestimmen, was mit Blick auf die Vielfalt griechischer Formen eine unbedingte Hilfe darstellt.
Digitale Pinnwände
Digitale Pinnwände stellen ein leicht zugängliches und einfach zu bedienendes Mittel dar, kooperatives Arbeiten im Griechischunterricht zu ermöglichen. Dazu wird eine Pinnwand online zur Verfügung gestellt, die dann von den Schülerinnen und Schülern im Unterricht oder zu Hause mit Inhalten gefüllt werden kann. Die Inhalte müssen sich dabei nicht auf Texte beschränken; es kann sich auch um Ton-, Bild oder Videodateien handeln, die einfach auf die Pinnwand hochgeladen bzw. die direkt über die Webseite aufgenommen werden können. Für eine Peer-Review oder eine Bewertung durch die Lehrkraft gibt es die Möglichkeit der Kommentierung oder der graphischen Bewertung von Beiträgen. Oft stehen dabei verschiedene Formen von Pinnwänden zur Auswahl wie z. B. Zeitleisten oder digitale Tafeln. Der mögliche kooperative Aspekt – natürlich können Pinnwände auch für Einzelarbeiten genutzt werden – liegt dabei in der einfachen Realisierbarkeit gemeinsamer Arbeitsprodukte: Pinnwände stellen sozusagen die Arbeitsgrundlage dar.
Die Einsatzmöglichkeiten von Pinnwänden sind ebenso wie die Formen der Einbindung in den Unterricht breit. Mit Blick auf Einzelstunden können diese zur graphischen Strukturierung bspw. des Vokabulars von Lektionstexten genutzt werden und dienen dabei z. B. der Texterschließung oder der Wortschatzarbeit (Erstellung von Sachfeldern). Über Pinnwände können aber auch Rezeptionsdokumente zur Verfügung gestellt werden, die im Zusammenhang mit den bearbeiteten Texten stehen. Diese Rezeptionsdokumente werden beschrieben oder gedeutet, die Ergebnisse werden auf der Pinnwand gesammelt, verglichen und dann für die Texterschließung genutzt. Aufgrund der reichhaltigen Rezeption griechischer Mythen ist die Auswahl an entsprechenden Rezeptionsdokumenten, z.B. an Bildern, oft sehr groß. Die Fokussierung auf diese Dokumente führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesen Dokumenten durch die Gruppe und entlastet z. B. die folgende Textarbeit oder fasst die Ergebnisse der Text zusammen. Verknüpft werden kann eine solche Aufgabenstellung dann auch mit Aufgaben zum Vokabular einer neuen Lektion oder mit anderen Transferaufgaben.
Gut geeignet sind Pinnwände aber auch für Arbeit über mehrere Unterrichtsstunden hinweg im Bereich der Realien: Die Funktion der Zeitleiste kann z. B. leicht dazu genutzt werden, Handlungsverläufe und Chronologien von Mythen (Herakles’ Arbeiten, Odysseus’ Abenteuer) oder historische Zusammenhänge deutlich werden zu lassen (Perserkriege, peloponnesischer Krieg, Biographien von Persönlichkeiten); die Schülerinnen und Schüler können dabei die Aufgabe übernehmen, einzelne Ereignisse genauer zu bearbeiten, so dass sich auf der Pinnwand dann ein Gesamtbild ergibt. Dies kann zur Unterrichtsvor- oder nachbearbeitung natürlich zu Hause stattfinden.
Online Quizzes und digitale Übungen
Digitale Aufgabenformate und Quizzes gibt es für den schulpraktischen Einsatz in großer Zahl. Zurückgreifen kann man dabei auf Tools wie Quizlet (https://quizlet.com), das eher für das Vokabellernen gedacht ist, oder auf Seiten wie LearningApps
(https://learningapps.org/) oder Learning Snacks (https://learningsnacks.de), wo ganz unterschiedliche Formen digitaler Übungen erstellt und dann eingesetzt werden können: Von der Arbeit mit Vokabeln über Formen hin zu Realienaufgaben. Der „Lernraum Berlin“ (https://www.lernraum-berlin.de/)
wiederum stellt außerdem die Möglichkeit zur Verfügung, Aufgaben über H5P (https://h5p.org/) zu erstellen und die Schülerinnen und Schüler bearbeiten zu lassen.
Durchsucht man die entsprechenden Seiten, findet man bereits viele fertige Übungen für das Fach Griechisch: Bei Quizlet z. B. lässt sich beinahe das gesamte Vokabular zu „Mythologia“ nach Lektionen geordnet finden, bei LearningApps gibt es ebenfalls vorhandene Aufgaben zum griechischen Sprachunterricht. Praktisch ist, dass die vorhandenen Aufgabenformate oft leicht übernommen und auf die eigenen Bedürfnisse hin adaptiert werden können. Auch eine direkte Einbindung in die Lernmanagment-Systeme ist in der Regel möglich, sodass ein einfacher und direkter Zugriff bspw. aus dem „Lernraum Berlin“ oder aus anderen Systemen ermöglicht werden kann.
Aus kollaborativer Perspektive bieten die verschiedenen Tools dabei oft die Möglichkeit, die Aufgabenstellungen im Wettbewerbsformat – einzeln
oder in Teams – zu spielen: So kann man bei Quizlet live gegeneinander darum spielen, wer die Vokabeln am besten beherrscht; bei LearningApps und Learning Snacks oder auch bei Kahoot (https://kahoot.com/) gibt es ebenfalls Wettbewerbsvarianten: Die Formate sind dabei in der Regel nur von kurzer Dauer und können einfach in den Unterricht eingebunden werden, z. B. als Einstieg oder Abschluss einer Stunde oder auch als Teil einer Stunde zur Wortschatz- und Formenübung. Geeignet sind diese Formen natürlich auch in Distanzsituationen.
Ebenfalls sinnvoll und mit Blick auf kooperatives Arbeiten nutzbar sind diese Tools für die Unterrichtsarbeit auch deswegen, da Schülerinnen und Schüler selbst entsprechende Quizze und Vokabelübungen konzipieren und entwerfen können. Dies kann in kollaborativer Form entstehen – mit der Lerngruppe insgesamt oder in Teilgruppen –
und bietet sich insbesondere zum Abschluss von Sequenzen an; sinnvollerweise kann hier aber auch auf spezifische Schwierigkeiten der Gruppe oder auf zentrale Themen (wie schlecht beherrschte wichtige Vokabeln oder z. B. die zentralen starken Aoriste) eingegangen werden. Auch zur Binnendifferenzierung eignen sich entsprechende Ansätze, wenn die Aufgabe gegeben wird, aus dem Thema ein Quiz oder eine digitale Formenaufgabe zu erstellen, von deren Bearbeitung wiederum die ganze Gruppe profitiert.
Kollaboratives Schreiben: Etherpads
Bei Etherpads handelt es sich um Texteditoren, die es einer Gruppe von Personen ermöglichen, parallel an demselben Text zu arbeiten. Etherpads sind daher für kollaboratives Arbeiten besonders geeignet, weil die gemeinsame Ausarbeitung eines schriftlichen Produkts im Zentrum steht. In der Regel wird dabei über Farben sichtbar, welcher User welchen Beitrag geleistet hat; über eine Archivfunktion können auch ältere Textversionen wiederhergestellt werden, auch der zeitliche Verlauf der Arbeit kann so sichtbar gemacht werden. Etherpads sind oft über Lernmanagment-Systeme wie den „Lernraum Berlin“ direkt verfügbar, es existieren aber auch andere freie Varianten online z.B. das Zumpad oder das Cryptpad (https://zumpad.zum.de/ bzw. https://cryptpad.fr/).
Ein Einsatz von Etherpads im Griechischunterricht ist an vielen Stellen sinnvoll, nämlich immer dann, wenn es darum geht, ein gemeinsames Arbeitsergebnis auch gemeinsam zu verschriftlichen. Dabei können von der Lehrkraft Vorarbeiten geleistet werden, indem z. B. vorbereitend Arbeitsaufträge in das Etherpad eingefügt oder griechische Texte in das Pad kopiert werden; auch Links können bereitgestellt werden. Während der Arbeitsphase können Kommentare und Nachfragen in das Pad geschrieben werden – sowohl von den Beteiligten als auch von der Lehrkraft –, auch Markierungen an den Texten sind möglich, um z. B. Arbeitsprozesse genauer zu strukturieren, aber auch um im Rahmen einer Vorerschließung sprachliche Strukturen zu verdeutlichen. Das Arbeitsergebnis kann nicht nur schnell per Beamer präsentiert werden, sondern auch eine gemeinsame Fehlerkorrektur kann direkt am und im Text vorgenommen werden und ist immer sichtbar.
Für den Einsatz von Etherpads ist zuerst an die Übersetzungsarbeit zu denken: Hier bietet es sich an, Übersetzungsgruppen jeweils eigene Pads zur Verfügung zu stellen und den griechischen Text direkt auch in das Pad zu kopieren. So können im Rahmen der Texterschließung Vokabeln oder sprachliche Strukturen visualisiert werden. Die Übersetzung selbst muss natürlich wie im Unterricht auch durch Regeln strukturiert werden und sollte dann wirklich ein Gruppenergebnis sein. Über die Übersetzungsarbeit hinaus ist ein Einsatz von Etherpads aber immer dann sinnvoll, wenn es um die Produktion von Texten geht: Dies kann im Rahmen der Textvorerschließung geschehen, aber auch bei Transfer- oder Interpretationsaufgaben.