Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

nach 17 Jahren im Bundesvorstand kandidiere ich nicht mehr und möchte mich bei allen bedanken, die all die Jahre mit mir zusammen die Geschicke des DAV im Bund und in den einzelnen Bundesländern bestimmt haben.

Begonnen hat meine Arbeit im Bundesvorstand 2003 als Nachfolger von Herrn Meiser als Kassenwart.

Eineinhalb Jahre später hat mich der Findungsausschuss motiviert, ja ein bisschen gedrängt, für den Bundesvorsitz zu kandidieren.

2005 wurde ich Fulda zum Vorsitzenden gewählt und zusammen mit Stefan Kipf und Walter Jarecki als Stellvertreter war es für mich eine Herausforderung, der Kongress 2006 in München für mich ein Höhepunkt. 

Seit dieser Zeit verbindet meine Frau und mich die Freundschaft mit Christine Ley-Hutton, die damals den Kongress in München federführend organsiert hat.

Allerdings fühlte ich mich ab 2007 als „Nur-Lateinlehrer“ in der Stellvertretung viel wohler. 

Die kollegiale Zusammenarbeit mit Heike Vollstedt und Stefan Kipf als Vorsitzendem bis 2011 sowie dann mit Heike Vollstedt und Bernhard Zimmermann als Vorsitzendem bis 2015 war für mich eine beglückende Zeit. 

Hartmut LoosIn diese Zeit fielen die Kongresse 2008 in Göttingen, 2010 in Freiburg, 2012 in Erfurt und 2014 in Innsbruck, alles Veranstaltungen, die dem DAV und dem Latein- und Griechischunterricht sehr gut getan haben. 

Auch hat sich seit 2006 eine Freundschaft mit Wolf Spitzer entwickelt, der seit 2008 den Humanismuspreis mit seinen Bronzebüsten von Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon, Edith Stein, Sophie von La Roche und Johann Joachim Becher substantiell aufgewertet hat. Eine für den Kongress 2020 erstellte Broschüre „Vergabe des Humanismuspreises“ wird bei der Preisverleihung 2022 in Würzburg (hoffentlich) verteilt werden können.

Im Jahr 2015 hatte ich mit der Arbeit im Vorstand des DAV aufgehört, weil ich in meiner Tätigkeit Schulleiter doch immer weiter weg von den Anliegen des Latein- und Griechischunterrichts gekommen war. 

Als dann 2016 Zweidrittel des geschäftsführenden Vorstandes aus persönlichen Gründen ihr Amt niederlegten, kam ich beim Kongress 2016 in Berlin der Bitte des Vorstandes nach, den Vorsitz zu übernehmen, damals mit Blick auf den Kongress 2018 in Saarbrücken für drei Jahre geplant. 

Aus den drei wurden fünf Jahre, dann leider ohne Kongress 2020 in Würzburg.

Auch in diesem Team mit Anne Friedrich, Peter Riemer, Ulrich Schmitzer und Thomas Baier habe ich sehr gerne den Verband geleitet und hervorragende Menschen an meiner Seite gehabt.

Ebenso sind aus dieser Zeit persönliche Freundschaften entstanden, so mit Heike Vollstedt, Stefan Kipf, Bernhard Zimmermann, Peter Riemer
um nur einige zu nennen.

Eine sehr enge Zusammenarbeit fand in all den Jahren mit unserem Pressesprecher Karl Boyé statt, der sein Amt heute ebenfalls weitergibt. Aufopfernd hat er viel Zeit und Herzblut in seine Arbeit, besonders um die Kongresse herum, und in den Newsletter gesteckt. Dafür ein großes Dankeschön.

Und schließlich möchte ich mich für viele Anregungen und großartige Unterstützung bei den beiden großen Didaktiker Stefan Kipf und Hans-Joachim Glücklich bedanken, mit denen ich in beinahe wöchentlichen Telefonaten die Entwicklungen unserer Fächer in Schule, Universität und Gesellschaft betrachtet und diskutiert habe.

Für die aufwändige Arbeit in den Landesverbänden sowie die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei allen derzeitigen und ehemaligen Landesvorsitzenden ebenfalls ganz herzlich bedanken.

Nun habe ich einige Kolleginnen und Kollegen nicht namentlich erwähnt, die auch sehr viel ehrenamtliche Arbeit in den DAV gesteckt haben: Die Kassenwarte, Schriftführer, Herausgeber und Mitarbeiter der Zeitschriften, Verfasser der Berichte zur Lage des Altsprachlichen Unterrichts, Vertreter bei EUROCLASSICA, Beisitzer usw. 

Euch allen ein großes Dankeschön für die uneigennützig geleistete Arbeit im Dienste unserer Fächer.

Mein Dank geht auch an Clemens Liedtke für konstruktive Zusammenarbeit im digitalen Bereich.

Vieles hat sich verändert, die Digitalisierung schreitet voran und in gut zwei Jahren werde ich mit dann 65 pensioniert.

Ich meine, auch im DAV muss sich einiges verändern, wenn unsere Fächer in Zukunft in den Schulen und Universitäten gebührend vertreten sein sollen. 

Trotz Rückgang der Zahlen lernten nie zuvor so viele Jugendliche Latein wie im 21. Jahrhundert. 

Bei dieser großen Zahl können nicht alle, die Latein lernen, das Niveau des Latinums erreichen. Aber auch für solche Schülerinnen und Schüler müssen wir in Zukunft da sein. Dabei muss die Rolle und Gewichtung der Übersetzung neu bedacht werden und wir müssen uns bewusst machen, dass unser Fach Latein, besser unsere Fächer, Latein und Griechisch heißen und nicht Übersetzung. 

1977 habe ich im Abitur eine Übersetzung aus dem Latinischen ohne weitere Aufgaben, eine Nacherzählung in Englisch und einen Aufsatz zu einem freien Thema ohne Textvorlage bzw. Textbearbeitung geschrieben, die Aufgaben in Mathematik waren so ähnlich wie heute. 

Alle vier Prüfungsformate bewegten sich auf heutigen Anforderungsniveau drei. Andere Möglichkeiten, Wissen im Abitur zu zeigen, gab es nicht.

Was ich sagen will: Unsere Inhalte sind so gut und wichtig für die junge Generation, dass sie nicht an Prüfungsformaten oder Latinumshürden scheitern dürfen. Für diejenigen, die die Begabung und den Fleiß mitbringen, sollten allerdings das Latinum und das Große Latinum beibehalten bleiben. 

Diese Gedanken möchte ich dem neuen Vorstand gerne mitgeben und hoffen, dass der „erneute Tod“ des Lateinunterrichts wie schon so häufig in der Vergangenheit zu „neuem Leben“ des Lateinunterrichts führen möge.

Mit Thomas Baier habe ich schon besprochen, dass ich bei dem hoffentlich 2022 stattfindenden Kongress in Würzburg zumindest bei der Verleihung des Humanismuspreises an Karlheinz Töchterle und des Nachwuchswettbewerbs „AD ASTRA“ aktiv dabei sein werde und zum 100-jährigen Bestehen des DAV im Jahr 2025 wird sich der neue Vorstand bestimmt etwas einfallen lassen.

Vielen Dank an euch alle für die hervorragende und wohltuende Zusammenarbeit in den letzten 17 Jahren.

Hartmut Loos 

Online-Vertreterversammlung am 06.03.2021